Wissenswert – Archiv

Ausgabe 02/2019

Vom Fair Play im Kinderfußball – Ein „Denk-Anstoss“ aus der Angewandten Sportpsychologie. Von Babett Lobinger, Sinikka Heisler und Ralf Klohr

Lenkungssteuern und Nudging: Zur psychologischen Wirkung von Besteuerung und alternativen Maßnahmen zum Umweltschutz. Lenkungssteuern sind ein beliebtes Mittel der Politik, um Produktion und Nachfrage von jenen Gütern einzuschränken, deren Konsum die Allgemeinheit belasten. Der vorliegende Beitrag diskutiert aus psychologischer Sicht die Wirkung und „Nebenwirkungen“ einer solchen Besteuerung am Beispiel des Umweltschutzes. Als Alternative zu Lenkungssteuern wird ausserdem das Prinzip des Nudging vorgestellt, das in der Fachliteratur, den Medien und der Politik in den letzten Jahren viel Beachtung fand, und Verhaltenslenkung und Entscheidungsfreiheit vereinen soll. Von Stephan Muehlbacher und Maximilian Zieser

Welchen Wert hat Gehorsam für die Entwicklung von Autonomie? Erkenntnisse aus der Kantischen Philosophie und der Entwicklungspsychologie. In diesem Artikel werden wir das Spannungsfeld zwischen Gehorsam und Autonomie aus Sicht der Philosophie, und zwar basierend auf Kant, sowie aus Sicht der Entwicklungspsychologie reflektieren. Unser Hauptpunkt bezüglich Kant ist die paradoxe Struktur herauszuarbeiten, der zufolge der Entwicklung von Autonomie Gehorsam voraussetzt. Seitens der Entwicklungspsychologie werden wir diskutieren, inwieweit Erziehung zum Gehorsam die Entwicklung zu Autonomie fördert oder möglicherweise auch behindert. Kants philosophischer Ansatz und der empirische Ansatz der Entwicklungspsychologie stimmen in wesentlichen Punkten überein; aber die Entwicklungspsychologie hilft uns den Übergang von Gehorsam zur Autonomie besser zu verstehen und bietet empirisch untermauerte Einsichten in den Wert und die Probleme des Gehorsams für die Entwicklung von Autonomie. Von Regina M. Sticker, Martin J. Sticker und Elisabeth J. Sticke

Ausgabe 01/2019

Grenzwertige Grenzwerte. Von Walter Krämer

Wie man eine Politikerpersönlichkeit erfolgreich in den amerikanischen Medien darstellt – Die Regeln eines Roger Stone zur Wahl Trumps. Von Prof. Dr. Erich H. Witte

Das Wohlergehen der Nationen. Ein psychologischer Ansatz zur Erklärung, warum Gesellschaften sich in ihrem Wohlergehen unterscheiden und was Bildung leisten könnte. Von Prof. Dr. Heiner Rindermann

Ausgabe 01/2018

Künstliche Intelligenz: Chancen und Risiken. Künstliche Intelligenz (KI) und immer komplexer werdende Algorithmen beeinflussen unser Leben und unsere Zivilisation stärker denn je. Die KI-Anwendungsbereiche sind vielfältig und die Möglichkeiten weitreichend: Insbesondere aufgrund von Verbesserungen in der Computerhardware übertreffen gewisse KI-Algorithmen bereits heute die Leistungen menschlicher Experten/innen. Ihr Anwendungsgebiet wird künftig weiter wachsen und die KI-Leistungen werden sich verbessern. Konkret ist zu erwarten, dass sich die entsprechenden Algorithmen in immer stärkerem Ausmaß selbst optimieren—auf übermenschliches Niveau. Dieser technologische Fortschritt stellt uns wahrscheinlich vor historisch beispiellose ethische Herausforderungen. Nicht wenige Experten/innen sind der Meinung, dass von der KI neben globalen Chancen auch globale Risiken ausgehen, welche diejenigen etwa der Nukleartechnologie – die historisch ebenfalls lange unterschätzt wurde – übertreffen werden. Eine wissenschaftliche Risikoanalyse legt zudem nahe, dass hohe potenzielle Schadensausmaße auch dann sehr ernst zu nehmen sind, wenn die Eintretenswahrscheinlichkeiten tief wären. Von Adriano Mannino, David Althaus, Dr. Jonathan Erhardt, Lukas Gloor, Dr. Adrian Hutter und Prof. Dr. Thomas Metzinger

KRIEGS INDEX oder wie die Lebensumstände Werte und Verhalten steuern. Wenn militärische Konflikte als Rassen-, Religions-, Rohstoff- oder Machtkriege in die Geschichtsbücher eingehen, bringen die Forscher – oftmals unbewusst – ihre speziellen Kriegstheorien zum Ausdruck. Von ethnischen Differenzen, rituellen Besonderheiten, ökonomischen Knappheiten und imperialen Konkurrenzen, für die sie unstrittige Belege vorweisen können, schließen sie auf die Notwendigkeit ihres Umschlagens ins Töten. Doch bei genauerem Hinschauen gibt es Friktionen in all diesen Sphären nicht nur vor und während des Tötens, sondern auch nach seinem Abklingen. Es ist also das Beieinander solcher Konflikte mit Nicht-Krieg, die zur Suche nach Faktoren nötigt, die – prinzipiell mögliche ¬– gewaltfreie Lösungen ins Militärische treiben. Die Bevölkerungsdynamik ist unter den zu wenig ausgeloteten Faktoren der gewichtigste. Von Prof. Dr. Dr. Gunnar Heinsohn

Generation Z im Hörsaal. Irgend etwas im Hörsaal ist anders. Nicht nur etwas anders, sondern völlig anders. Darla Rothmann (2014) spricht sogar von den „Lernenden“ der Generation Z als „Tsunami“, der über uns kommt. Was aber ist diese Generation Z? Und was heißt das für uns Dozenten? Von Prof. Dr. Christian Scholz

Ausgabe 02/2017

Der Islam in Europa – Eine Wertediskussion. Ist der Islam mit Demokratie vereinbar? Er ist dies mit Sicherheit, aber nur, wenn er als persönlicher Glaube betrachtet wird und nicht als Staatssystem oder System einer Lebensweise, das alles regelt. Dies ist jedoch der problematische Anspruch, den der vermeintlich moderne „politische Islam“ stellt und der die Integration von Muslimen in westlichen Gesellschaften erschwert. Die Lösung kann nur heißen: religiöse Gesetze aller Religionen müssen sich den weltlichen Gesetzen unterordnen, die dann auch für alle gelten. Von Dr. Lale Akgün

Der Wert der Statistik für die Klimaforschung. „It’s late in July and it is really cold outside in New York. Where the hell is GLOBAL WARMING??? We need some fast! It’s now CLIMATE CHANGE — Donald J. Trump (@realDonaldTrump) July 29, 2014.“ Vom Wert der Statistik für die Klimaforschung. Von Dr. Christian Franzke

Ausgabe 01/2017

Abwertungen durch Vorurteile – ein allgemeines Phänomen. Und was kann man dagegen tun? Abwertende und vorurteilsbehaftete Einstellungen gegenüber Minderheiten sind kein Phänomen am gesellschaftlichen Rand, sondern betreffen die Mitte der Gesellschaft. Dies zeigen aktuelle Ergebnisse der „Mitte-Studien“ der Friedrich-Ebert-Stiftung. Die Ergebnisse der Studie ergeben in Kombination mit sozialpsychologischen Theorien aber auch zahlreiche Hinweise darauf, wie diese Breite an Vorurteilen entsteht – und wie ihnen mit Präventions- und Interventionsprogrammen begegnet werden kann. Von Prof. Dr. Beate Küpper

Soziale Gerechtigkeit – Eine Wertediskussion. Ein zentrales Thema bei der politischen Auseinandersetzung ist die Gerechtigkeit. Sie spielt für viele Menschen eine wichtige Rolle. Dabei ist zwischen sozialer und individueller Gerechtigkeit zu unterscheiden. Die hinter einem Konzept der Gerechtigkeit verborgene Komplexität wird angedeutet und auf die Gefahren bei einer Betonung von Ungerechtigkeiten hingewiesen. Eigentlich ist die Gerechtigkeitsdebatte kein Thema für einen politischen Wahlkampf mit einfachen Lösungen. Von Prof. Dr. Erich H. Witte

Macht Religion glücklich – oder Glück religiös? Religiosität und Lebenszufriedenheit zwischen früher und später Lebensmitte. Religion kann Sicherheit, Geborgenheit geben und eine Ressource im Umgang mit Lebenskrisen sein – und somit mit einer höheren Lebenszufriedenheit einhergehen. Umgekehrt könnte es aber auch sein, dass die ohnehin Zufriedenen eher geneigt und willens sind, dies vor einem religiösen Hintergrund zu erklären und sich in einer religiösen Gemeinschaft zu engagieren. Dem häufig berichteten Zusammenhang zwischen Religiosität und Zufriedenheit können also unterschiedliche Mechanismen zugrunde liegen, welche in mit einer längsschnittlich angelegten Studie untersucht worden sind – mit überraschendem Ergebnis: Führt eine höhere Lebenszufriedenheit möglicherweise eher zu einer Abkehr von Religion? Von Professor Dr. Heiner Meulemann

Ausgabe 02/2016

Berufungen von Professorinnen und Professoren an Universitäten – eine erweiterte Werteperspektive. Die Berufung von Professoren erscheint auf den ersten Blick als ein Randthema für unsere Gesellschaft. Die Anzahl dieser Personen beträgt weniger als 50 000, aber die Erwartungen an diese Gruppe sind hoch. Sie werden ca. 30 Jahre ausgebildet und sollen dann als Grundlagenforscher (ohne primäre wirtschaftliche Interessen) für die notwendigen Innovationen sorgen. Ohne diese Innovationen wird unsere Gesellschaft ihren ökonomischen Standard nicht halten können und die Wissenschaft keine ausreichenden Entwicklungen erfahren. Die Berufung ist das Nadelöhr für diese Berufstätigkeit. Sie wird auf dem Hintergrund empirischer Ergebnisse diskutiert und Verbesserungsvorschläge werden unterbreitet. Von Prof. Dr. Erich H. Witte

Werte in der Weiterbildung – vom Zertifikat zum informellen Lernen. Jede Form der Berufstätigkeit erfordert eine mehr oder weniger starke Weiterbildung wegen immer schneller werdender Veränderungsprozesse. Die hohe Geschwindigkeit der Veränderungen und die immer stärker zunehmende Spezialisierung in der Tätigkeit erfordert ein Umdenken bei der Weiterbildung vom angebotsorientierten zum nachfrageorientierten Lernen. Der einzelne Arbeitnehmer muss erkennen lernen, was er an zusätzlichem Wissen benötigt (Nachfrage) und der Vorgesetzte muss diese Nachfrage nicht als Defizit sondern als intrinsische Motivation des Arbeitnehmers werten. Der Arbeitnehmer wird lernen müssen, sich gezielt weiterbilden zu wollen. Eine wichtige Kompetenz in der zukünftigen Weiterbildung von Berufstätigen. Von Prof. Dr. Nele Graf

Die Zukunft der Familie. Abnehmende Eheschliessungen, zunehmende Scheidungen, alternative Familienkonstrukte, alleinerziehende Mütter und Väter, nichteheliche, gleichgeschlechtliche Partnerschaften, Wahlfamilien und eine Zunahme der kinderlosen Familien – diese Entwicklungen stellen das Modell der klassischen Familie in Frage. Trotzdem ist der Stellenwert der Familie in Deutschland hoch. Im Widerspruch hierzu herrscht jedoch eine geringe Kinderfreundlichkeit in verschiedenen Bereichen und niedrige Geburtenrate. Die Gründe für die Angst vor der Entscheidung Eltern zu werden, werden in diesem Artikel näher betrachtet, sowie mögliche Ansätze und Entwicklungen aufgezeigt. Von Professor Dr. Ulrich Reinhardt

Ausgabe 01/2016

Hochschulpolitik und Hochschuldidaktik: Eine ethische und motivationspsychologische Betrachtung. Das im Jahr 2015 in Nordrhein-Westfalen erlassende Hochschulzukunftsgesetz ist politisch-ideologisch geprägt und nimmt ein Menschenbild an, das hinterfragt werden muss. Das Gesetz hält letztlich weder ethischen Zielsetzungen noch empirischen Befunden oder motivationspsychologischen Theorien stand. Aus ihm werden langfristig gravierende Fehlentwicklungen resultieren, die zu Lasten zukünftiger Generationen gehen. Von Prof. Dr. Erich H. Witte

Kommunikation und Beziehungspflege – Zur Rolle von Smartphones für Heranwachsende. Smartphones spielen als multifunktionale Universalgeräte in der Welt von Heranwachsenden eine immer größere Rolle und sind ihr ständiger Begleiter. Die vielfältigen Apps und Dienste bieten unterschiedliche Möglichkeiten der Kommunikation, Beziehungspflege und Vernetzung und unterstützen – sowohl in positiver als auch in negativer Hinsicht – die Erweiterung des räumlichen, thematischen und sozialen Erfahrungs- und Handlungsraumes von Heranwachsenden. Gerade die sozialen Praktiken erfordern einen verantwortungsvollen und wertorientierten Umgang. Der vorliegende Beitrag stellt unter besonderer Berücksichtigung der Ergebnisse einer eigenen qualitativen Studie Befunde zur Smartphone-Nutzung Jugendlicher vor und zeigt Ansatzpunkte für die Förderung eines verantwortungsvollen, mithin kompetenten Umgangs auf. Von Dr. Claudia Lampert

Werte und Führung: Werte leben und Werte schaffen. Moralisches Fehlverhalten in der Wirtschaft scheint allgegenwärtig. Dem liegen – neben strukturellen Merkmalen von Unternehmen und Märkten – auch ganz normale psychologische Prozesse zugrunde: Die Forschung zeigt eine Vielzahl von Mechanismen auf, wie Menschen der „moralische Kompass abhanden“ kommen kann. Es bedarf daher neben einer Stärkung von wertebasierten Unternehmenskulturen auch einer Stärkung individueller Kompetenzen und Fähigkeiten, namentlich: „moralische Intelligenz“. Von Prof. Dr. Carmen Tanner

Ausgabe 02/2015

Gesellschaftlicher Fortschritt: Konzept und Messung. Das Leben lebenswert und die Gesellschaft besser zu machen – das ist das erklärte Ziel der politischen Institutionen in modernen Gesellschaften. Doch was bedeutet „lebenswert“ und „besser machen“? In den vergangenen Jahren und Jahrzehnten hat sich die Idee davon, was Lebensqualität ausmacht, gewandelt. Die Sozialwissenschaften stehen damit vor der – nicht leichten – Aufgabe, Indikatoren zu finden, an denen sich der gesellschaftliche Fortschritt bemessen lässt. Von Dr. Heinz-Herbert Noll

Wertewelten in der Unternehmenspraxis – das Weltethos-Institut Tübingen stellt sich vor. Das Weltethos-Institut (WEIT) ist ein 2012 gegründetes An-Institut der Eberhard Karls Universität Tübingen. Das Institut dient als Think-Tank, um das von Hans Küng (2012) erarbeitete Konzept des Weltethos sowohl wissenschaftlich als auch praktisch weiter zu erschließen. Die Gründung und Finanzierung des Instituts erfolgte auf der Grundlage eines Kooperationsvertrags zwischen der Weltethos-Stiftung, der Karl Schlecht Stiftung und der Universität Tübingen. Besonderer konzentriert sich das WEIT auf den Praxistransfer, nicht nur im interreligiösen Dialog, sondern auch in den Bereichen Wirtschaft, Politik, und interkultureller Gesellschaft. Von Dr. Friedrich Glauner

Zur Psychologie des Helfens – Was man aus psychologischer Sicht beachten muss bei dem Umgang mit Flüchtlingen. Tausende Flüchtlinge ziehen aus dem Nahen und Mittleren Osten sowie aus Afrika nach Europa, mit dem Ziel sich eine neue Existenz aufzubauen. An der Spannbreite der Reaktionen – von gewalttätiger Ablehnung und Hass bis zu einer selbstlosem Helfen und herzlichem Willkommen – lässt sich die Größe der Herausforderung ablesen, mit der die aufnehmenden Gesellschaften konfrontiert sind. Ob die Neuankömmlinge als Gefahr oder als Chance begriffen werden hängt ganz im Wesentlichen von den psychischen Prozessen der Menschen in den Gesellschaften ab. Diese Prozesse müssen beachtet werden, wenn die Integration der Flüchtlinge erfolgreich gestaltet werden soll. Von Prof. Dr. Erich H. Witte

Ausgabe 01/2015

Psychologische Arbeiten zur Struktur menschlicher Werte. Werte und wertbezogene Begriffe sind allgegenwärtig, nicht nur in der Alltags- sondern auch in der Wissenschaftssprache, nicht nur auf der großen politischen Bühne sondern auch im persönlichen, privaten Leben. Dass Werte alle Bereiche des sozialen Lebens durchdringen, macht sie zu einem fruchtbaren und wichtigen Thema für die sozialwissenschaftliche Forschung. Über die Geschichte, die Ergebnisse und den Nutzen der wissenschaftlichen Forschung über Werte. Von Prof. Dr. Wolfgang Bilsky.

Geschlechtstypische Diskriminierung in der Bildungssozialisation: Ein Werteproblem. Das Geschlecht – so zeigt es der jüngst veröffentlichte Bericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) – ist in vielen Ländern und ihren Bildungssystemen eine diskriminierende soziale Einflussgröße. Besonders relevant erscheint hierbei die geschlechtsbezogene Stereotypisierung von Berufen – die wahrgenommen Trennung von typisch männlichen und typisch weiblichen Berufen und Bildungswegen. Im Vergleich zu anderen Ländern erscheint die daraus resultierende geschlechtsbezogene Diskriminierung in Deutschland besonders stark ausgeprägt. Von Prof. Dr. Erich H. Witte

Der Wert der westlichen Psychologie in und für Afrika. Eineinhalb Jahre Arbeitserfahrung als Gründungsdekan der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät einer Technischen Hochschule in Äthiopien lehrten mich, dass „unsere“ amerikanisch-europäische Psychologie dort nicht weiterhilft. Wenn diese dort von geringem Wert ist, wie kann Abhilfe geschaffen werden? Von Hans-Peter Langfeldt

Ausgabe 03/2014

Der 12. Studierendensurvey (2014) – Eine Betrachtung aus der Werte und Zukunftsperspektive. Seit 1982 werden im Rahmen eines vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projektes – dem Studierendensurvey – in mehrjährigen Abständen weit über tausend Studierende zu ihrer Studiensituation und ihren studentischen Orientierungen gefragt. Wer sind die Studierenden, was wollen sie, und welche Implikationen ergeben sich aus den Ergebnissen für eine Bildungsreform? Von Prof. Dr. Erich H. Witte.

Generation Z: „Wir wollen Zukunft!“ Leben in unsicheren Zeiten. Das vergangene Jahr 2014 stand einmal mehr im Zeichen von Krisen, Umbruch, Unsicherheit. Weil Gesellschaft und Politik vielen Bürgern keinen schützenden Sicherheitsrahmen mehr bieten können, wird der Hunger nach Sicherheit nach größer. Fast paradox wächst aus der Krise wächst ein neuer Optimismus, der sich auf weniger materiellen Konsum, mehr Nachhaltigkeit, eine langfristigere Orientierung in die Zukunft gründet: Die Generation „Z“ will das Beste aus ihrem Leben machen – unabhängig von den Zukunftssignalen der Wirtschaft. Von Prof. Dr. Horst Opaschowski.

Nachdenken über Sterbehilfe. Ein Nachdenken über Sterbehilfe ist in unserer hedonistischen Konsumgesellschaft nicht populär. Dennoch ist das Thema für fast jeden von uns relevant, denn mit dem medizinisch-technischen Fortschritt gehört das „natürliche Sterben“ der Vergangenheit an. Mit den Möglichkeiten, in den Prozess des Sterbens einzugreifen, wächst zugleich die Möglichkeit oder auch der Zwang zum selbstbestimmten Sterben – mit erheblichen kulturell-sozialpsychologischen, ökonomischen und die juristischen Konsequenzen. Wie kann den Menschen in unserer Gesellschaft unter diesen veränderten Rahmenbedingungen ein gutes Sterben ermöglicht werden? Von Prof. Dr. Harald Wohlrapp.

Lichtwarkschule -Wertevermittlung durch ästhetische Bildung? Ein Projekt wird geprüft. Eine gemeinnützige Kunstschule für Kinder in Hamburg setzt sich zum Ziel, bei den Teilnehmenden eine positive Entwicklung durch Kunst zu fördern und stellt sich einer Evaluation durch die Gesellschaft zur Förderung der Angewandten Psychologie e.V.: Die Ergebnisse geben Anlass, die zunehmende Vernachlässigung des Kreativen gegenüber einer Leistungsorientierung zu hinterfragen – die Lichtwarkschule wirkt und kann kreativen Kindern dabei helfen, in verschiedenen Bereichen besser zurecht zu kommen. Von Anna Sommer.

Ausgabe 02/2014

Wert und Unwert der Statistik. Die Statistik hat einen schlechten Ruf: Für jede Statistik, die für eine Position als Argument angeführt wird, lässt sich eine andere Statistik finden, die das genaue Gegenteil behauptet – so die landläufige Meinung. Tatsächlich können bei der Erstellung und der Vermittlung von Statistik Fehler passieren und Manipulationen einfliessen. Dennoch sollten Statistiken nicht abgeschrieben werden. Richtig eingesetzt als eine Form der Rhetorik und als Analysetechnik bilden sie eine unverzichtbare Grundlage, um bestmögliche gesellschaftliche Entscheidungen treffen zu können. Von Prof. Dr. Walter Krämer.

Die trans-atlantische Handels und Investitionspartnerschaft (TTIP): Eine Wertediskussion. Wer kann gegen Kooperation sein und wer gegen Freiheit? Eigentlich niemand. Wer kann gegen ein kooperatives Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU sein? Viele. Wie das? Nicht selten läuft die Argumentation auf diese Weise, dass mit der Ablehnung von TTIP man letztlich auch gegen Freiheit und Kooperation sei. Bei einer genaueren Betrachtung des geplanten Abkommens, seiner Ansprüche und seiner Durchsetzung erkennt man jedoch, dass erhebliche Wertedifferenzen zu überwinden sind, die nicht einfach über ein Abkommen geregelt werden können, und es zu erheblichen Einschränkungen von Freiheit und kooperativem Umgang zwischen den beiden Kulturräumen führen kann, wenn man an den Menschen vorbei komplexe Verträge schliesst. Diese erwartbaren psychischen Auswirkungen werden diskutiert. Von Prof. Dr. Erich H. Witte.

Reproduktive Autonomie in der liberalen Demokratie – eine ethische Analyse. Mit reproduktiver Autonomie wird die Freiheit bezeichnet, selbst darüber entscheiden zu können, ob, wann und wie man sich fortpflanzen möchte. Die Ausübung dieser Freiheit berührt nicht nur die eigenen Interessen, sondern auch die des noch nicht geborenen Kindes, verschiedener Fortpflanzungspartner sowie der Familie. Somit ergeben sich komplizierte ethische Fragen, die vor dem Hintergrund verschiedener ethischer Grundprinzipien abgewogen werden müssen: Was darf erlaubt sein, und unter welchen Umständen? Von Dr. Katharina Beier und Prof. Dr. Claudia Wiesemann.

“Der Forschung – Der Lehre – Der Bildung.“ Diese Widmung haben die Gründer der Universität Hamburg vor fast hundert Jahren auf das Portal des Hauptgebäudes schreiben lassen. Sie wussten, was die Aufgabe einer Universität ist. Entspricht das, was heute unter den Zielen von Forschung, Lehre und Bildung im deutschen Hochschulwesen „nach Bologna“ notiert geschieht, überhaupt noch dem Verständnis einer akademischen Einrichtung, die nichts anderem verpflichtet ist als der Aufklärung in einer demokratischen Weltgesellschaft? – Skepsis ist angebracht. Von Prof. Dr. Dieter Lenzen

Ausgabe 01/2014

Im Namen der Rose: Das Mittelalter heute. Ein sinnvolles und zufriedenes Leben zu führen, ist das Ziel vieler Menschen auf dieser Erde. Wie kann das bei den unterschiedlichen Rahmenbedingungen in den Ländern der Welt gelingen? Welche Rolle spielt dabei die Religiosität? Wie hängen Religiosität, Aufklärung und Wohlstand zusammen? Lassen sich Umberto Ecos romanhafte Schilderungen über die Annahmen des christlichen Mittelalters zum Abfall vom Glauben ansatzweise empirisch bestätigen? Die Diskussion einer Publikation von Oishi und Diener (2013). Von Prof. Dr. Erich H. Witte.

Pro-et-contra Argumentation—Gründe, Werte, Kompromisse. Wie kommt man zu einer guten Entscheidung? Der Königsweg, sich für eine Handlungsoption und gegen eine andere zu entscheiden, scheint die pro-et-contra Argumentation zu sein. Sicherlich lässt sich mit ihr die Menge wenig vernünftiger Handlungen im Prinzip reduzieren, aber dies ist nicht notwendigerweise ihr Hauptzweck. Von Dr. Frank Zenker.

Manager, Moral und die Schwierigkeit der Tugend. Immer wieder wird in den Medien über Skandale und unmoralisches Verhalten von Spitzenmanagern der deutschen Wirtschaft berichtet. Woran liegt dies? Sind Manager böse Menschen, die skrupellos über Leichen gehen? Oder sind sie ganz normale Menschen, die durch ihre beruflichen Umstände Fragen von Ethik und Moral aus den Augen verlieren? Von Prof. Dr. Detlef Fetchenhauer

Ausgabe 02/2013

NSA, geschlossene Heime, Bürgerrechte und die Notstandsgesetze: Was hat das alles miteinander zu tun? Im Augenblick wird sehr aufgeregt und sehr verkürzt die Problematik der elektronischen Überwachung in den Medien diskutiert. Dass es bei der Thematik um den Konflikt grundlegender Werte geht, erscheint offensichtlich. Dennoch erscheint es äußerst schwierig, hierüber eine sachliche und ausgewogene Debatte zu führen. Hierfür ist es notwendig, die Problematik von Freiheit und Sicherhet genauer zu betrachten und durch eine Diskussion über fundamentale Werte und ethische Grundpositionen anzureichern. Von Prof. Dr. Erich H. Witte.

Entlohnungssysteme und Moral in Organisationen. Bei der Erklärung von moralischem oder unmoralischem Verhalten von Mitarbeitern und Führungskräften in Organisationen wird nur selten das implementierte Entlohnungssystem einbezogen. Dabei zeigen Forschungsergebnisse, dass die Vergütung maßgeblichen Einfluss auf Einstellungen, Entscheidungen und Verhalten der Angestellten haben kann. Die ökonomische Ausgestaltung des Systems und die psychologischen Prozesse, die zu moralischem Verhalten führen, zeigen sich zum Teil unvereinbar. Von Dipl.-Psych. Daniel Gläser.

Wozu Schule? Neue Antworten auf eine alte Frage. Die Plagiatsaffären um die Dissertationen deutscher Politiker hat nicht nur der Wahrnehmung der Politik geschadet, sondern auch dem Ansehen der Promotion. Die große mediale Präsenz, die diese Plagiatsfälle erfahren haben, lenken jedoch den Blick von tieferliegenden Problemen weg: Nicht die bessere Kontrolle der Dissertationen ist das Problem, die Promotionsverfahren selbst sind dringend reformbedürftig. Von Prof. Dr. Peter J. Brenner

Ausgabe 01/2013

Wenn es plagt, verunsichert oder beflügelt – Erlebnisqualitäten des Gewissens im Alltag. Meistens haben wir ein ziemlich genaues Gespür dafür, ob unser Handeln moralisch richtig oder falsch ist. Dieser innere Kompass, der eng mit unserer Gefühlswelt verknüpft ist, ist das Gewissen. Ein großangelegtes Forschungsprojekt an der Universität Halle legt nun offen, auf welch vielfältige Weise uns unser Gewissen zu schaffen macht, uns innehalten lässt und voranbringt. Von Dr. Sylvia Terpe.

Ist der Individualismus am Ende? Vereinfacht gesagt kennt die kulturelle Entwicklung der meisten Gesellschaften auf der Welt seit gut zweihundert Jahren nur eine Richtung: Individualisierung. Doch in den westlichen Kulturen mehren sich die Anzeichen, dass es dieser Trend vorläufig vorbei sein könnte. Was sind die psychologischen Hintergründe? Von Dr. Tobias Gollan.

Vom Wert und Unwert der Promotion. Die Plagiatsaffären um die Dissertationen deutscher Politiker hat nicht nur der Wahrnehmung der Politik geschadet, sondern auch dem Ansehen der Promotion. Die große mediale Präsenz, die diese Plagiatsfälle erfahren haben, lenken jedoch den Blick von tieferliegenden Problemen weg: Nicht die bessere Kontrolle der Dissertationen ist das Problem, die Promotionsverfahren selbst sind dringend reformbedürftig. Von Prof. Dr. Erich H. Witte.

Die Freiheit der Wissenschaft und die Fesseln der Auftragsforschung: Der Minister, der Bischof und andere. Weil die Finanzierung wissenschaftlicher Einrichtungen in Deutschland durch öffentliche Mittel immer weiter reduziert wird, sind diese in immer größer werdendem Ausmaß auf Gelder außeruniversitäter Institutionen angewiesen. Je weniger grundlagenorientiert und je stärker angewandt die bearbeiteten Forschungsfragen sind, desto größer ist der Einfluss, den die Mittelgeber auf die Forschung nehmen. Die Abhängigkeit von Drittmitteln schlägt sich dann in allen Stufen des Forschungsprozesses nieder, und zwar zulasten von Erkenntnisgewinn und -verbreitung. Von Prof. Dr. Klaus Boehnke

Ausgabe 03/2012

Ethische Entscheidungsfindung: ein Modell für die Praxis. Die moralischen Probleme in unserer pluralistischen Gesellschaft sind komplex. Gute ethische Entscheidungen zu treffen ist deshalb alles andere als einfach. Ein am Ethik-Zentrum der Universität Zürich entwickeltes Schema ethischer Entscheidungs¬findung hilft dabei, den Entscheidungsprozess zu strukturieren und zu qualitativ hochwertigen Lösungen zu kommen. Von Prof. Dr. Markus Huppenbauer.

Der Friedensnobelpreis für die Europäische Union – eine Betrachtung aus ethischer Sicht. Die EU hat den Friedensnobelpreis bekommen, die Reaktionen sind gespalten: Während einige sich vor der europäischen Leistung verneigen, können andere nur mit dem Kopf schütteln. Auch eine systematische ethische Analyse der Preisverleihung kommt zu einem widersprüchlichen Ergebnis. Ist die EU ein würdiger Preisträger? Und ist sie als Preisträger sinnvoll? Von Dr. Tobias Gollan.

Vom Wert und Unwert der empirischen Wissenschaften für eine demokratische Wissensgesellschaft. Das Ziel von Wissenschaft ist es, „wahre“ Erkenntnisse über die Welt zu erlangen. In einer zunehmend komplexen Welt sind Politik und Wirtschaft immer stärker auf diese Erkenntnisse angewiesen. Dennoch spielt Wissenschaft in unserer Gesellschaft nur eine Rolle am Rande. Wie könnte sie – zu einer „vierten Gewalt“ – aufgewertet werden, und was sind die Hindernisse auf dem Weg dorthin? Von Prof. Dr. Erich H. Witte.

Wertesensibilisierende Familienbildung in interkulturellem Kontext – das Projekt Wertebildung in Familien. Werte sind bei der Erziehung und im Familienleben unverzichtbare Leitlinien und Orientierungsgeber. Dennoch werden sie in den Familien selten reflektiert. Ein aktuelles Projekt des Deutschen Roten Kreuzes will dies nun ändern. Von Dr. Annegret Erbes.

Ausgabe 02/2012

Für mich. Für meine Familie. Für die Menschheit? Die Herausforderung einer Globalisierung der Moral. Trotz unzähliger, gegenteiliger Beispiele in der Weltgeschichte gab und gibt es immer die Hoffnung, dass es den Menschen irgendwann möglich sein wird, in Frieden miteinander zu leben. Tatsächlich hat die Natur den Menschen das Rüstzeug mitgegeben, sich anderen gegenüber kooperativ und moralisch zu verhalten. Reicht diese Grundausstattung jedoch aus, wenn sich die Bezüge zwischen den Menschen immer mehr erweitern? Von Dr. Tobias Gollan.

Der Euro, Griechenland, die Gemeinschaft und der öffentliche Streit der Wirtschaftswissenschaftler: Eine moral-psychologische Betrachtung. Staaten sind keine Menschen. Dennoch lässt sich aus der Psychologie interpersonaler Beziehungen einiges für die derzeit im Rahmen der Euro-Krise auszuhandelnden Beziehungen zwischen den europäischen Ländern lernen. Vor allem zeigt sich, warum die Wirtschaftswissenschaftler der Politik teilweise diametral entgegenstehende Lösungsvorschläge machen. Von Prof. Dr. Erich H. Witte.

Zum Wert und Unwert von Auftragsforschung: Lebenswelten junger Muslime in Deutschland. Am 1.3.2012 legt das Bundesinnenministerium eine im Jahre 2008 in Auftrag gegebene Studie zum Thema „Lebenswelten junger Muslime in Deutschland“ vor. Das Ministerium lanciert die multi-methodale Studie am 29.2. an die Bild-Zeitung, die ein randständiges Teilergebnis unter dem Titel „Schockstudie“ vorab veröffentlicht: 20% aller deutschen Muslime seien angeblich nicht integrationswillig. Der vorliegende Beitrag erzählt die Chronologie der Studie und ihrer schwierigen Rezeption in Medien und Politik. Von Prof. Dr. Klaus Boehnke.

Sind Kinder den Deutschen weniger wert geworden? Seit mehreren Jahrzehnten bahnt sich in der deutschen Gesellschaft ein demografischer Wandel an, und die Politik versucht gegenzusteuern. Warum, so stellt sich die Frage, wollen die Deutschen überhaupt (noch) Kinder haben? Aktuelle repräsentative Umfragen zeigen, dass sich die Gründe hierfür über die Jahre ändern und dass es offenbar Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland gibt. Von Prof. Dr. Heiner Meulemann.

Ausgabe 01/2012

Korrumpiert Geld den Charakter? Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, dass Reichtum und Unmoral tatsächlich miteinander in Verbindung stehen. Allerdings taugen die Ergebnisse nicht dazu, die Oberschicht mit ihrem Reichtum zu verteufeln. Von Tobias Gollan.

Die EU – eine Wirtschafts- oder eine Werte-Union? Warum sollten Deutschland Griechenland und den anderen Ländern, die ökonomisch unter der Finanzkrise leiden, unter die Arme greifen? Die öffentliche Debatte hierum dreht sich fast ausschließlich um ökonomische Argumente. Dabei wird die Entscheidung deutlich einfacher, wenn man eine tiefer liegende Ebene betrachtet: Die EU- ist auch eine Werte-Union. Von Prof. Dr. Erich H. Witte.

Einstellungen Jugendlicherzu religiöser Toleranz in Europa – Ergebnisse einer empirischen Untersuchung. Eine wichtige Aufgabe der Gesellschaft in einer globalisierten Welt ist es, Menschen mit unterschiedlichen religiösen und kulturellen Hintergründen zu integrieren. Als Gradmesser dafür, wie gut dies in Zukunft gelingen wird, können die Einstellungen von Jugendlichen im Hinblick auf religiösen Pluralismus und kulturelle Heterogenität dienen. Die Ergebnisse einer aktuellen Studie in acht europäischen Ländern geben hier durchaus Anlass zu vorsichtigem Optimismus. Von Prof. Dr. Wolfram Weiße.

Ausgabe 03/2011

Die Odenwaldschule : Verheimlichen, Verdrängen, Verschweigen, Verleumden, Verherrlichen – Eine öffentliche Angelegenheit. Viele Jahre lang war die Odenwaldschule eine Muster-Institution der Reformpädagogik – bis ans Tageslicht kam, dass die reformpädadgogische Freiheit bis hin zu gravierendem sexuellen Missbrauch der anvertrauten Schüler reichte. Die Aufarbeitung der Taten ist, selbst über ein Jahr nach ihrem Bekanntwerden, von Vertuschung und Verdrängung geprägt. Dabei haben sich nicht nur die Verantwortlichen der Odenwaldschule schuldig gemacht. Von Dipl.-Psych. Hannelore Witte und Prof. Dr. Erich H. Witte.

Werte in Zeiten von Krisen. Wirtschaftskrisen, Klimaveränderung, Atomkatastrophen, Terrorismus – in den Jahren des beginnenden 21. Jahrhunderts reiht sich eine Krise an die nächste. Wie gehen Menschen damit um, und welche Konsequenzen hat das generalisierte Gefühl der Bedrohung für ihre Werthaltungen? Von Tobias Gollan.

Der Wert der Religion, oder: Was bedeutet der Papstbesuch? Von Menschen, die sich nicht zu einer Kirche oder zu einem Glauben bekennen, wird oft angenommen, dass sie sich in ihrem Leben nur unzureichend von Werten leiten ließen, von einer sogenannten „Werteanomie“ betroffen seien. Aus der Werteforschung lässt sich dieser Schluss allerdings nicht ziehen – und tendenziell sogar der gegenteilige. Eine Verbesserung der Gesellschaft im Sinne anerkannter Werte führt weniger über die Rückkehr zur alten Tradition und der Religion, sondern über die Verbesserung der Bildung. Von Prof. Dr. Erich H. Witte

Kindern Werte vermitteln: Mit Pinsel und Farbe. Wie können Kindern Werte vermittelt werden? Ein neues Hamburger Projekt gibt hierauf die Antwort: mit Kunst! Indem die Kinder gemeinsam malen, gestalten, Kunst schaffen und Kunst erleben, sollen Talente entdeckt, Konzentration und Kooperation erlernt und Respekt und Toleranz gefördert werden. Dabei wird besondere Sorge getragen, dass die Begegnung mit der Kunst und die Wertevermittlung dort stattfindet, wo sie sonst eher selten hinkommen – in den sozial schwächer gestellten Vierteln Hamburgs. Von Dipl.-Soz. Regina Murgoth.

Ausgabe 02/2011

Zum Projekt ZEITLast oder: eine realistischere Zeitbudget-Forschung zum Bachelor-Studium. Selten hat eine Bildungsreform in Deutschland soviel Kritik hervorgerufen wie die Bologna-Reform, also die Umstellung der Studiengänge auf das Bachelor/Master-System. Ein zentraler Kritikpunkt hierbei ist, dass die Studierenden zeitlich zu stark belastet werden, was sich auf der Basis von Daten aus repräsentativen Befragungen untermauern lässt. Eine aktuelle Studie, in der Studierende nicht retrospektiv befragt wurden, sondern ihren Studienaufwand laufend protokollierten, zieht diese Ergebnisse nun in Zweifel. Lassen sich die bisherigen Ergebnisse auf methodische Artefakte zurückführen und sind die Studierenden nur „gefühlt“ überlastet? Von Prof. Dr. Rolf Schulmeister und Dr. Christiane Metzger.

Gerechte Steuern – die Quadratur des Kreises? Steuern sind für Staatsbürger eine unumstrittene Notwendigkeit, gleichermaßen aber eine große Belastung. Für eine hohe Steuermoral ist es deshalb zentral, dass die Besteuerung und ihre gesetzliche Grundlage als möglichst gerecht empfunden werden. Während die Verwirklichung dieser Gerechtigkeit meist sehr abstrakt diskutiert wird, gerät eine wichtige Komponente aus dem Blickwinkel: das Gerechtigkeitsempfinden der Bürger. Von Dipl.-Psych. Christina Mölders.

Brauchen wir (mehr) Ethik-Kommissionen? Steuern sind für Staatsbürger eine unumstrittene Notwendigkeit, gleichermaßen aber eine große Belastung. Für eine hohe Steuermoral ist es deshalb zentral, dass die Besteuerung und ihre gesetzliche Grundlage als möglichst gerecht empfunden werden. Während die Verwirklichung dieser Gerechtigkeit meist sehr abstrakt diskutiert wird, gerät eine wichtige Komponente aus dem Blickwinkel: das Gerechtigkeitsempfinden der Bürger. Von Tobias Gollan.

Die psychische Verwahrlosung unsere Kinder und Jugendlichen findet nicht statt. Generation Golf? Generation Porno? Wodurch eine Gesellschaft sich auszeichnet und wohin sie sich entwickelt ist auch für Sozialwissenschaftler eine schwierig zu beantwortende Frage. Aktuelle Ergebnisse der Werteforschung zu den Wertorientierungen von Kindern und Jugendlichen können hier neue Hinweise geben. Von Prof. Dr. Erich H. Witte.

Ausgabe 01/2011

Was bringt die Werteforschung? Ein Interview mit Helmut Klages. Prof. (em.) Dr. Helmut Klages ist der deutsche Mentor der soziologischen Werteforschung. Wissenswert ein kurzes Interview mit ihm geführt: Warum die Werteforschung wichtig ist, welche Erkenntnisse sie bringt und woran es ihr (noch) fehlt.

Wert(e)volles Management. Was nutzt die Beschäftigung mit Werten auf dem internationalen Management-Parkett? Von Dipl.-Psych. Verena Piper.

Graves Werstesystem, der Wertekreis nach Schwartz und das Competing Values Model nach Quinn sind wohl deckungsgleich. Welche Werte gibt es eigentlich? Wenn man mit Werten arbeiten und über Werte kommunizieren möchte, ist eine Übereinkunft hilfreich, welche Werte inhaltlich im Gespräch sind. In der universitären Forschung und in der Wirtschaftspraxis haben sich hierzu verschiedene Modelle parallel voneinander entwickelt. Auf den ersten Blick wirken sie verschieden. Aber bleiben sie das auch bei einem zweiten Blick? Von PD Dr. Micha Strack.

Genial oder gefährlich? Warum die Bewertung von WikiLeaks so schwierig ist. Nach der Veröffentlichung der geheimen US-Botschafts-Depeschen bekommt die Internetplattform WikiLeaks starken Gegenwind, aber auch starke Unterstützung. Erstaunlicherweise jedoch wird die Debatte zumeist wenig polarisiert, sondern differenziert geführt. Warum die ethische Bewertung des Leaking-Phänomens so schwierig ist, und warum sich in den Haltungen pro und contra WikiLeaks weniger ein Wertekonflikt, sondern vielmehr unterschiedliche Haltungen darüber äußern, wie die Natur der Menschen und wie die Gesellschaft beschaffen sind. Von Tobias Gollan.

Zufriedenheit trotz sinkenden materiellen Wohlstands? Eine Skizze einer gesellschaftlichen Antwort
Die früh industrialisierten Länder stehen vor einer Herausforderung, auf die sie nicht vorbereitet sind: Immerfortwährendes Wachstum ist nicht möglich. Wie kann sichergestellt werden, dass die Menschen dennoch zufrieden und die Gesellschaften stabil sind? Von Prof. Dr. Meinhard Miegel.

Ausgabe 03/2010

Schuld und Verantwortung in der öffentlichen Wahrnehmung. Ursächlich für die tragische Massenpanik bei der Duisburger Loveparade Ende Juli war die Verkettung einer Vielzahl unglücklicher Umstände und Fehlentscheidungen mehrerer Beteiligter. Dennoch stand schon wenige Tage nach dem Unglück bei der Aufarbeitung vor allem die Person des Oberbürgermeisters Adolf Sauerland im Mittelpunkt, als „Hassfigur“: Offensichtlich müssen die Fragen nach Schuld, Verantwortung und Sühne umgehend geklärt werden. Daraus ergibt sich jedoch auch eine Gefahr für die Demokratie. Sind die Menschen – verhaltensbiologisch, aufgrund ihrer angeborenen Informationsverarbeitung – nicht bereit für eine pluralistische, differenzierte und hochkomplexe Gesellschaft? Von Tobias Gollan.

Die kreativitätsfördernde Gesellschaft – ein Widerspruch in sich? Die kreativitätsförderliche Gesellschaft – ein Widerspruch in sich ? Nicht umsonst wurde das Jahr 2009 zum Jahr der Kreativität erkoren. Denn die Probleme sind immens. Und die derzeitigen Lösungsansätze nicht wirklich erfolgreich. Mit denselben Mitteln wie bisher sind die gesellschaftlichen Herausforderungen, die wir lösen müssten, damit auch unsere Kinder in Bildung und Wohlstand alt werden können, auf jeden Fall nicht zu bewältigen. Das Neue, Kreative soll hier Abhilfe schaffen. Der Ruf nach einer Gesellschaft, die mehr Kreativität zulässt, ist also verständlich. Aber er ist auch widersprüchlich. Von Dr. Tilman Eckloff.

„Das Graves -Value -System “ – oder : Wie können Werte im Unternehmen gemessen und aktiv gestaltet werden? Das Thema „Werte“ ist in vielen Unternehmen ein heisser Dauerbrenner. Viele Unternehmen haben die Erfahrung gemacht, dass „Wertearbeit“ die Mitarbeitermotivation und damit den Unternehmenserfolg steigern. In diesem Artikel stellen wir ihnen vor, wie Sie Wertearbeit und Kulturentwicklung im Unternehmen gezielt angehen können. Weiterhin erhalten Sie einen Kurzüberblick über das Graves-Value- System und dessen Einsatzmöglichkeiten in Veränderungsprozessen. Von Dipl.-Kffr. Susanne Grätsch.

Sarrazin und Hartz -IV: politische Debatten und psychologische Konsequenzen. Politische Debatten in den Medien um wichtige gesellschaftliche Fragen sind notwendig und für jede Demokratie unentbehrlich. Trotzdem muss bei diesen Auseinandersetzungen geklärt sein, wer worüber mit welcher Kompetenz einen Beitrag liefert. Von Prof. Dr. Erich H. Witte.

Ausgabe 02/2010

Leistung um jeden Preis. Der Wert Leistung wird in unserer Gesellschaft stark vertreten. Schon jetzt greifen Schüler und Studenten zu so genannten Neuro- Enhancern – Substanzen, die leistungssteigernd wirken sollen. In einem Zeitalter, in dem die Möglichkeit der Entwicklung einer Substanz besteht welche die kognitiven Fähigkeiten von Menschen steigert und zugleich ein geringes Risiko birgt, muss sich unsere Gesellschaft Gedanken darüber machen, wie mit einer möglichen chemischen Leistungssteigerung des Gehirns umzugehen wäre. Von Valerie Brandt.

Religion & Wirtschaft – Wirtschaftsethische Notizen. Religion ist Religion – und nicht etwa Wirtschaft. Das Primärgeschäft der Religionen ist das Transzendente (Gott, Jenseits). Daher verfügen Religionen weder über „Kochrezepte“ zur Lösung wirtschaftlicher Probleme noch ist eine bisweilen diagnostizierte „Konsumreligion“ tatsächlich in einem inhaltlichen Sinn Religion. Gleichwohl sind Religionen ein mögliches Angebot auf einem Markt von „Identitätssemantiken“, von Angeboten also, wie wir uns als Menschen in der Welt verorten können. Von Prof. Dr. Michael Schramm.

Zur gesellschafts- und wirtschaftspolitischen Bedeutung der Positiven Psychologie als Kerndisziplin der fachübergreifenden Glücksforschung. Die Positive Psychologie konzentriert sich auf die Erforschung der positiven Aspekte des menschlichen Lebens und Miteinanders, die das Leben gesünder, besser und glücklicher machen. Sie ist zentral für eine zukunftsweisende Gesellschafts- und Wirtschaftspolitik. Von Prof. Dr. Karlheinz Ruckriegel.

Respekt als Arbeitswert: Theorie und Praxis. Arbeitswerte bestimmen mit, wie sich Angestellte bei ihrer Tätigkeit fühlen und verhalten. Zu den klassischen Arbeitswerten zählten dabei bislang vor allem Merkmale der Tätigkeit und nicht des Umgangs miteinander am Arbeitsplatz. Wie wichtig ist den Arbeitnehmern Respekt im Miteinander im Vergleich zu anderen Werten? Und: Wird Respekt in der Praxis dementsprechend gelebt? Von Christina Mölders und Dr. Tilman Eckloff.

Die verlockende Mär von Gut und Böse. Die jüngsten Turbulenzen um den Euro werden von Medien und Politik mit markigen Worten begleitet. Die Einteilung in „gute“ und „böse“ Rollen ist dabei allgegenwärtig – und auch effektiv, weil sie verschiedenen Prinzipien der menschlichen Informationsverarbeitung entgegen kommt. Im Vergleich zu anderen gesellschaftlichen und politischen Themen trifft dies bei der aktuellen Krise um den Euro in besonderem Maße zu. Von Tobias Gollan.

Was ist uns gute Pflege wert? Arbeitsbedingungen in der Altenpflege. In unserer alternden Gesellschaft steigt der Bedarf an Pflegekräften stetig an und immer mehr Personal wird aus dem Ausland angeworben. Um ältere Menschen gut pflegen zu können, benötigen Pflegekräfte Arbeitsbedingungen, die sie motivieren und ihre eigene Gesundheit fördern und erhalten. Besonders wichtig ist ein positives Arbeitsklima, bei dem sich Mitarbeiter gegenseitig unterstützen, für ihre Arbeit Anerkennung erhalten und Beschäftigte mit Migrationshintergrund im Team integriert werden. Von Katharina Klug und Dr. Annekatrin Hoppe.

Ausgabe 01/2010

Überbewerten wir Werte? Wertbegriffe beziehen sich auf abstrakte Leitprinzipien des Lebens. Deshalb ergibt sich aus ihnen nicht zwangsläufig auch eine bestimmte Handlung, und eine Handlung reflektiert nicht einzig und allein einen bestimmten Wert. Wie viel aber bringt es dann eigentlich, sich in öffentlichen Diskussionen auf Werte zu beziehen? Und wie kann ein produktiver Umgang mit Wertebegriffen aussehen? Von Tobias Gollan.

Werte im kulturellen Kontext. Großangelegte Untersuchungen von Wertorientierungen haben gezeigt, dass sich der Wertekreis von Schwartz nicht nur in vielen Ländern und Kulturen replizieren lässt, sondern dass Länder aller Kulturkreise sich kaum darin unterscheiden, welche Werte sie für wichtiger und welche sie für weniger wichtig erachten. Sind sich die meisten Länder und Kulturen in ihren Werten aber so ähnlich, warum geraten wir dennoch im Geschehen der Globalisierung immer wieder an scheinbar unüberbrückbare, interkulturelle Wertekonflikte? Von Valerie Brandt.

Unternehmerische Wertstiftung durch Corporate Responsibility. Von Dr. Manuela Drews.

Islamic Finance. Während im letzten Jahr Banken westlicher Länder reihenweise in den Strudel der internationalen Subprime-Krise gerieten, erwies sich das islamische Finanzwesen als erstaunlich stabil. Als ökonomisches System, das auf religiösen Vorgaben des Islam beruht, könnte es möglicherweise als ein Vorbild dienen, auch den westlichen Finanzmarkt umzustrukturieren. Die ethischen Regeln des islamischen Bankwesens sind auch nach Ansicht des Vatikans geeignet, dem westlichen Finanzsystem wieder Vertrauen zu verschaffen. Von Michael Mahlknecht.

Schule, Familie, Sozialisation und Werte. Eine Differenzierung der Aufgaben von Schule und deren Wertorientierungen lassen konstruktive und dysfunktionale Kombinationen für den Unterricht an konkreten Schulen erkennen. Letztlich muss das Schulwesen so differenziert ausgestaltet werden wie die Schüler es mit ihrem sozialen Hintergund sind. Einfache strukturelle Massnahmen sind ungeeignet, die gesetzten Wertziele zu erreichen. Manche Diskussion über Schulreformen nähren den Verdacht, dass es letztlich um Einsparungen geht. Von Prof. Dr. E.H. Witte

Ausgabe 03/2009

Geschützte Werte – Fluch oder Segen? Von Prof. Dr. Carmen Tanner

Wahlkampf 2009: Mit Werten maskiert. Bereits im Vorfeld der diesjährigen Bundestagswahl war klar: Kein Wahlkampf in Deutschland bisher ist so frei von Auseinandersetzung und losgelöst von Sachfragen geführt worden wie dieser. Damit setzt sich ein Trend der vergangenen Wahlen fort: Die Wahlprogramme der Parteien verstecken sich zunehmend hinter wohlklingenden Wertebegriffen, und Politikern sind kaum konkrete Perspektiven für ihre Politik zu entlocken. Dafür sind die Bürger aber durchaus mitverantwortlich. Von Tobias Gollan.

Erziehung, Politik und ökonomische Entwicklung: Was die Politik von den Bürgern lernen kann. Das ökonomische Wachstum ist möglicherweise beendet. Die eindimensionale Betrachtung der Lebenswelt aus ökonomischer Perspektive in der Politik wird der differenzierten Betrachtung der jüngeren Generation nicht mehr gerecht. Das mag dazu führen, dass die Abnahme der Reallöhne weit weniger bedeutsam ist als sich die Politik vorstellt. Das Leben wird nicht nur am materiellen Wohlstand gemessen. Von Prof. Dr. Erich H. Witte.

Ausgabe 02/2009

60 Jahre Grundgesetz. Deutschland eine Wertegemeinschaft – auch in der Krise? Von Prof. Dr. Erich H. Witte.

Werte globaler Subkulturen. Wenn Forscher Werte untersuchen, so meinen sie meist die Werte einer Nationalität oder Ethnizität. Doch übersieht eine so allgemeine Betrachtung nicht vieles Wichtiges? In der westlichen Welt haben bereits seit den 60er Jahren andere „Kulturen“ an Einfluss auf unsere Identitäts- und Wertebildung im Jugendalter gewonnen: Kulturen mit eigener Sprache, eigenem Kleidungsstil – und vor allem: eigener Musik. Wer jemals als Rock-’n’-Roller, in der Beatgeneration, als Hippie, Punk, Hip-Hopper oder Raver versucht hat seinen Weg zu finden wird die Wichtigkeit solcher Subkulturen in der eigenen Entwicklung nicht leugnen. Etwas Weiteres ist diesen musikalischen Subkulturen gemein: Sie lehnen sich auf gegen einen Mainstream, der wiederum ihren Lebensstil als Bedrohung der gesellschaftlichen Werte versteht. Der „Wertefeind“ besitzt jedoch meist einen eigenen Wertekodex und operiert dank Internet immer globaler. Wie ein Lauffeuer verbreiten sich alte Rebellionen in neuen Landstrichen. Neue Formen der alten Subkulturen entstehen, deren Werte auf die lokalen sozialen und politischen Bedingungen übertragen werden. Von Charlotte Strohmeier.

Wir genießen Bio. In deutschen Supermärkten häufen sich immer mehr Produkte, die angeben, „Bio“ zu sein; in Amerika kann man mit Klimaschutz Waschmaschinen verkaufen, und der Begriff „Nachhaltigkeit“ ist neuerdings überall zu hören – kurz: Öko liegt im Trend. Von Valerie Brandt.

„Wir brauchen Stabilität und Sicherheit“ – aber um welchen Preis? Sicherheitswerte haben in den letzten Jahren in der politischen Argumentation und medialen Berichterstattung an Konjunktur gewonnen. Ob die Menschen dadurch an Sicherheit gewinnen, ist fraglich; ihren bürgerlichen Freiheiten hingegen werden immer mehr Gefährdungen zugemutet. Wie wird eigentlich die Diskussion um Freiheit, Sicherheit, Kontrolle und Geborgenheit in unserer Gesellschaft geführt und von wem, mit welcher Absicht? Was erwartet eine Gesellschaft, die ihre Freiheit preisgibt? Es lohnt sich in unruhigen Zeiten frühzeitig darüber nachzudenken, um nicht Wertpositionen in der Gesellschaft so zu verschieben, dass es schwer sein wird, diese wieder zu korrigieren. Von Willi Fiebranz.

Auf der Suche nach Ursachen von Schul-Amokläufen. „Wir sollten uns eingestehen: Wir verstehen diese Tat nicht.“ Diese Worte richtete der damalige Bundespräsident Johannes Rau an die Teilnehmer der Trauerfeier, die sich 2004 nach dem damaligen Amoklauf auf dem Erfurter Domplatz zusammengefunden hatten. Seit den ersten „Schulmassakern“ haben Psychologen jedoch viele Erkenntnisse zusammengetragen, die die Motive der Täter zumindest in Teilen erklären können. Ob aus Phantasien eine reale Gewalttat wird, hängt jedoch nicht allein von den Biographien und den Merkmalen der Täter ab, sondern auch von den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. Diese Rahmenbedingungen sind möglicherweise auch dafür mitverantwortlich, dass die Zahl der verheerenden Amokläufe in Schulen in den letzten Jahren gestiegen ist. Von Tobias Gollan.

Ausgabe 01/2009

Kulturelle Werte und Wertedivergenzen im Migrationskontext. Von PD Dr. Haci-Halil Uslucan.

Werte als Waffen. Kein Mensch wünscht sich die Leiden des Krieges. Und trotzdem führen Menschen Krieg. Sie sind bereit zu töten und zu sterben und damit unendliches Leid über sich und andere zu bringen. Das Leid aber hält sie nicht davon ab, es bestärkt sie noch in ihrem Tun. Durch den Gaza-Krieg ist auf Seiten der Palästinenser die Unterstützung der Hamas weiter gestiegen. Israelische Politiker, die den Kriegseinsatz befürworteten, erfreuten sich wachsender Beliebtheit in den Umfragewerten. Ist den Menschen dieser konfliktgeplagten Region etwa der Frieden nichts wert? Von Charlotte Strohmeier.

Obamas Antrittsrede und die Psychologie der Werte. Der neue Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika erhält von seinem Volk einen Vertrauensvorschuss, wie es ihn selten in der Politik gegeben hat. Dies verdankt er seiner Rhetorik mit Werten, die er wie kein Zweiter beherrscht. Deutsche Politiker sollten sich allerdings darüber im Klaren sein: Das Modell „Obama“ ist nicht ohne Weiteres auf Deutschland übertragbar. Von Prof. Dr. Erich H. Witte.

Die Finanzkrise als Gefahr für die westlichen Demokratien – eine Übertreibung? Ein Vertrauensverlust in das Wirtschaftsmodell bedeutet der Erfahrung nach auch einen für das begleitende Herrschaftssystem. Die veränderte Ökonomie ändert die Werthaltungen ihrer Bürger. Von Willi Fiebranz.

Wertekonflikte in der Politik und das schlechte Image der Politiker. Dass Politiker einen schlechten Ruf haben ist kein Geheimnis. Die Gründe hierfür sind jedoch weniger in der Persönlichkeit des typischen Politikers zu suchen, sondern ergeben sich aus ihrer undankbaren Aufgabe, Wertekonflikte lösen zu müssen – und aus einer Öffentlichkeit, die eine tiefere Auseinandersetzung mit diesen Wertekonflikten scheut. Von Tobias Gollan.

PISA – Welche Werte bestimmen die deutsche Schulbildung? Für die Unterschiede zwischen den Bundesländern im Abschneiden bei den PISA -Studien werden in der Öffentlichkeit verschiedenartigste Gründe ins Feld geführt. Selten wird dabei reflektiert, dass Vieles dafür spricht, sie als Ausdruck von unterschiedlichen innerdeutschen Wertekulturen zu betrachten. Welche Konsequenzen sollten dann aber aus den PISA -Ergebnissen gezogen werden? Ist es wünschenswert, dass sich die Leistungskultur in der deutschen Schulbildung, speziell in den „schwachen“ Bundesländern, ändert? Und bleiben dann anderen Werte auf der Strecke? Von Valerie Brandt.

Ausgabe 03/2008

Warum eine Sozialpsychologin sich mit Werten beschäftigt. Von Dr. Micha Strack.

Können Philosophie und Neurologie voneinander lernen? Die öffentliche Kontroverse zwischen Sin­ger und Janich, oder: Der Krieg der Wissenschaftskulturen. Von Prof. Dr. Erich H. Witte.

Arabische Welt: Gesellschaftliche Transformaton ohne Wertewandel? Entgegen der Klischees von Beduinen, Ha­rems und Kamelen haben sich viele Länder der arabischen Welt im letzten Jahrzehnt drama­tisch verändert: In Ländern, in denen noch vor kurzem nur staatliches Fernsehen zu emp­fangen war und alle Nachrichten der Zensur unterlagen, gibt es nun in fast jedem Haus­halt mit Fernseher einen Digitalempfänger für hunderte arabische und internationale Kanäle. Handys und Internetcafés gehören zum neu­en arabischen Lifestyle und dienen besonders der traditionell eingeschränkten Kontakt­aufnahme zwischen den Geschlechtern. Diese Erscheinungsformen einer technologischen Modernisierung und Pluralisierung gehen bis­her allerdings nicht mit einer deutlichen De­mokratisierung und Säkularisierung einher. Stattdessen scheinen traditionelle und religi­öse Werte weiterhin zu überwiegen. Oder gibt es doch Anzeichen für einen Wertewandel, der sich aufgrund der strikten sozialen Normen nur anders äußert? Von Charlotte Strohmeier.

Der grüne Anstrich der Wirtschaft. Ökologisches und soziales Bewusstsein steht so hoch im Kurs wie nie zuvor – bei Men­schen wie auch bei Wirtschaftsunternehmen. Doch vom zu konkretem Handeln oder zur nachhaltigen Unternehmensführung ist es ein langer Weg: Welche Faktoren kön­nen dafür sorgen, dass er „kürzer“ wird? Von Tobias Gollan.

Was ist links? Traditionell unterstellt man Wählern linker Parteien, sie seien egalitaristischer, legten weniger Wert auf Traditionen, seien reform­freudiger und hätten ein weniger ausgeprägtes Sicherheitsbedürfnis. Neuere Forschungser­gebnisse widerlegen diese Erklärungsmuster und werfen die Frage „Was sind eigentlich linke Werte?“ neu auf. Von Jakob Stauch.

Selbstbestimmung, oder: Werden wir moralisch überfordert? Je pluralistischer und individualistischer eine Gesellschaft wird, desto grösser werden die individuellen Handlungsspielräume des Ein­zelnen, auch bei moralischen Entscheidungen. Moralische Verantwortlichkeit verlagert sich demnach mehr und mehr von der Gesellschaft auf das Individuum. Damit stellt sich jedoch die Frage, ob es dieser Verantwortlichkeit gewachsen ist. Von Valerie Brandt.

Ausgabe 02/2008

Die Instrumentali­sierung der Werte. Entscheidungen, die für die Entwicklung der Gesellschaft richtungsweisend sind, müssen debattiert und begründet werden. Oft beru­fen sich die Entscheidungsträger hierbei auf Werte, die ihren Standpunkt unterstützen und rechtfertigen – doch in vielen Fällen erzäh­len sie dabei nur die halbe Wahrheit. Von Tobias Gollan.

Olympische Spiele 2008 Peking: Hürdenlauf zum Frieden. Angela Merkel wird nicht hingehen. Obwohl bisher kein Nationalteam die Spiele in China boykottiert, stehen die Regierungen und vor allem die Bevölkerungen vieler Länder den diesjährigen olympischen Spielen in Peking kritisch gegenüber. Sollten die Spiele die Gastgebernation nicht vor allem zu Frieden und Völkerverständigung ermahnen? Passt zum immer noch wirksamen Symbol des „olym­pischen Friedens“ die immer brutalere Unter­drückung des tibetischen Volkes? Passen zum religiösen Ursprung der Spiele etwa Festnah­men von friedlich demonstrierenden Mönchen? Von Charlotte Strohmeier.

Wirtschaft, Religion und Konsum: Wie sollen wir heute leben? Zwei lesenswerte Bücher geben Hinweise auf die Lebensgrundlage und die Einbindung der Menschen in die Organisation dieser Grundlagen: Norbert Bolz’ Das konsumistische Manifest und Franz Segbers’ Die Hausordnung der Tora. Zwei Buchvorstellungen. Von Erich H. Witte

Verlangen und Verlust – Grund­koordinaten einer Ethik des Konsums. Kaum eine Tätigkeitsform und zugleich Da­seinsbedingung des Menschen wird in der Spätmoderne so polarisiert bewertet wie der Konsum. Zum Einen indiziert die moder­ne Erweiterung von Konsummöglichkeiten in den westlichen Gesellschaften eine Stei­gerung des Wohlstandes, die über die Be­friedigung lebensnotwendiger Bedürfnisse hinaus im Laufe der geistesgeschichtlichen Entwicklung zunehmend selbst den Rang eines Eigenwertes angenommen hat. Von Dr. Martin Booms.

Folterdebatte: Wohin führt die Wertschätzungmen schlichen Lebens? Welche Rolle spielen Werte in der Debatte um die Legitimität von Folter? Kann man den Befürwortern der Folter mangelnde unterstellen? Oder vielmehr den Gegnern der mangelndes Verantwortungsbewusst­sein? Ein Blick aus der Werteforschung auf die aktuelle Debatte. Von Jakob Stauch.

Zum Stand der Debatte um Juge­ndkriminalität in Deutschland. Nicht erst seit dem gewalttätigen Übergriff in der Münchener U-Bahn Anfang des Jah­res ist das Thema „Jugendkriminalität“ in ho­hem Masse medial präsent. Häufig wird das Phänomen Jugendgewalt mit dem „Verfall der Werte“ bei Jugendlichen sowie mit einem stei­genden Anteil ausländischer Gewalttäter in Verbindung gebracht. Was sich auf den ersten Blick als plausible Erklärung darstellt, ist bei näherer Betrachtung der Fakten jedoch ein vereinfachtes und pauschalisierendes Bild, das der Realität nicht gerecht wird. Von Oliver Peytsch.

Ausgabe 01/2008

Wohin führt der Wertewandel?  In den Feuilletons der Medien wird viel über den „Wertewandel“ philosophiert und debat­tiert. Neben Klagen über eine „individualisier­te Spaßgesellschaft“ wird neuerdings auch eine Renaissance traditioneller Werte ausge­macht. Wie aber passt das zusammen? Und gibt es den Wertewandel überhaupt? Angesichts des derzeitigen Forschungsstands stehen viele Behauptungen auf tönernen Füssen. Von Tobias Gollan.

Islam und Christentum: Getrennt durch gemeinsame Werte. Der Dialog zwischen Islam und Christentum tritt in eine neue Phase. Zum Fastenbrechens­fest veröffentlichten 138 muslimische Geist­liche einen offenen Dialogaufruf. Ein so breit angelegter Dialog birgt große Herausfor­derungen: Um wirksam zu sein, muss zwar Verbindendes aber auch Trennendes beider Re­ligionen zur Sprache kommen. Studien zeigen: Islam und Christentum haben viele gemeinsame Werte – Doch das sind andere als die Geist­lichen vermuten. Von Charlotte Strohmeier.

Wer am Arbeits­platz selbst bestimmen kann, ist zufriedener. Mitarbeiter, die sich bei der Arbeit einbringen können, sind zufriedener. Ihr hoher Grad an Autonomie trägt zum persönlichen Glück bei. Aber die an europäischen Arbeits­plätzen geht zurück. Diesem Trend entgegen zu wirken ist eine Herausforderung an Füh­rungskräfte, wenn sie das Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter im modernen Arbeitsumfeld för­dern und von den positiven Auswirkungen für das Unternehmen profitieren wollen. Von Tanja Seelheim.

Wenn kein Politiker es mehr Wert ist. Menschen wählen Politiker, von denen sie ihre Werte vertreten sehen. Was passiert nun, wenn sich die Wähler von der politischen Klasse nicht mehr angemessen repräsentiert fühlen? Von Jakob Stauch.

Integration und Leistungsorientierung. „Bildung und Integration sind zwei Seiten ei­ner Medaille.“ – Beim internationalen Sympo­sium „durch Bildung“ fasste Bun­deskanzlerin Angela Merkel die Bedeutung der Bildung für Migranten in Deutschland so zusammen. In gibt es allerdings Probleme auf beiden Seiten der Medaille. Was jedoch veranlasst Migranten, sich verstärkt für Bildung und schulische Leistungen zu in­teressieren? Wertestudien können hier wich­tige Erkenntnisse liefern. Von Charlotte Strohmeier.